„Ehrlich, diese Leute haben Taschenrechner dort, wo bei anderen die Seele sitzt.“ (S.124)
Diese Charaktereigenschaft von Bankern ist wohl zu Zeiten der Krisen und Turbulenzen allerorts mit Geldgeschäften eindeutig negativ konnotiert, da sie nur ihre eigenen Boni aus Aktienverkäufen vor Augen und
jegliche Menschlichkeit auf dem großen Börsenparkett abgelegt haben. Die Banken sind ein Sündenpfuhl…mehr„Ehrlich, diese Leute haben Taschenrechner dort, wo bei anderen die Seele sitzt.“ (S.124)
Diese Charaktereigenschaft von Bankern ist wohl zu Zeiten der Krisen und Turbulenzen allerorts mit Geldgeschäften eindeutig negativ konnotiert, da sie nur ihre eigenen Boni aus Aktienverkäufen vor Augen und jegliche Menschlichkeit auf dem großen Börsenparkett abgelegt haben. Die Banken sind ein Sündenpfuhl für Gier, Hass und Neid und wer verliert, der fliegt. Da ist es eigentlich nicht verwunderlich, als in der brütenden Hitze von London ein erfolgreicher Angestellter der „Angel Group“ in die Gleise der einfahrenden U-Bahn gestoßen wird. Auf dem Revier wird das Verbrechen als Einzeltat von einem wütenden Anleger abgetan, doch DCI Burns und Alice Quentin, Psychologin im Dienste der Polizei, sehen in der Tat den Auftakt eines Serienmörders, denn schließlich sind die Zeichen die der Mörder hinterlässt von verheißungsvoller Natur: ein Engelsportrait und weiße Federn. Als kurz darauf der nächste Banker brutal stirbt und ein Patient von Alice zum Stalker mutiert, vergisst sie beinahe ihr Privatleben und die frische Liebelei mit dem charmanten Andrew Piernan – ein Ex-Angestellter bei der „Angel Group“.
„Blutiger Engel“ ist bereits der zweite Fall um die Londoner Psychologin mit einem ausgeprägten Drang zur Bewegung als Hilfe zum Stressabbau. Obwohl ich den Vorgänger nicht kannte, habe ich mich sofort wohl in der Szenerie und im Kreise Protagonisten gefühlt, was daran liegt, dass die Hauptstadt von England einen ganz eigenen Charme und perfekte Voraussetzungen für einen Serienmörder hat, sowie interessante Menschen den Weg pflastern. Entgegen den Vorurteilen ist das Wetter auf der Insel zudem herrlich sommerlich und der Schreibstil der Autorin ebenso frisch und unbeschwert, dass die Schwüle fast greifbar wird.
Ich habe mich noch nie für Börsengeschäfte interessiert und dennoch war ich vollkommen fasziniert von den schillernden Gebäuden, die nach außen hin ihre Macht präsentieren und im Inneren eine eigene korrupte Welt erschaffen. Auf Grund der herrschenden Devise, dass nur die Stärksten die Spitze erreichen, ist die Täterfrage lange unklar und damit auch Alice durch allerlei privater Probleme in großer Gefahr, weil sie sich ausgelaugt und permanent verschwitzt nicht vollständig auf ihre Fähigkeiten verlassen kann und zu einem großartigen Showdown führt.
Beim Lesen hatte ich durchweg das Gefühl, dass das Unheil in der stickigen Luft schwebt und man die ganze Zeit mit einem weiteren Angriff aus der Dunkelheit rechnen muss, was mir bei einem Thriller schon länger gefehlt hat und bei Kate Rhodes endlich mal wieder volles Programm war – dafür gibt es natürlich die volle Punktzahl!